BACK TO MENU
 

Drei Künstler - drei Kunstrichtungen

Ölbilder, Eisenplastiken und Lichtinstallationen - die Künstler Kurt Lauer, Ruedi Müller und Walter Wetter stellen gemeinsam in Radolfzell aus.
Barbara Hettich

Konstanz - Die Jubiläums-Ausstellung von Kurt Lauer zu seinem 60. Geburtstag sollte etwas ganz Besonderes werden - nämlich eine Retrospektive über sein Schaffen als freier Künstler. Seit 1963 wohnt der gebürtige Radolfzeller in Kreuzlingen, seit 1974 ist er freiberuflicher Maler und öffnet regelmässig sein Atelier in der alten Raichle-Villa an der Schützenstrasse der Öffentlichkeit. Kurt Lauer hat sich auch als Jazzmusiker mit seiner Swiss-German-Dixie-Corporation einen Namen gemacht.
Ein Jahr lang hat Kurt Lauer nach einer passenden Galerie für seine Jubiläums-Ausstellung gesucht, und wie es der Zufall so wollte, in seinem Geburtsort Radolfzell auch gefunden. Im Millennium-III-Center stellt er nun seit Mitte Januar über 40 Bilder aus: altbekannte «Lauer-Bilder», dessen Stil ein Kritiker einmal als «Fantastisches mit Präzision gemalt» umschrieb, aber auch Bilder aus jüngster Zeit, in einem völlig neuen Stil gemalt - ungewöhnlich, unbekannt, unvergleichlich.

Ergänzende Kunst
Rund 300 Quadratmeter gross ist die Ausstellungshalle im Millennium Art, eingangs Radolfzell. Gross genug also, um noch zwei befreundete Künstler für seine Jubiläums-Ausstellung einzuladen. Mit Ruedi Müller aus Lengwil hat Kurt Lauer bereits am Tunnelfest in Kreuzlingen ausgestellt. Man kennt sich und ergänzt sich. Der Lengwiler Mechaniker baut seit zwölf Jahren Skulpturen aus Eisen, keine statischen Plastiken, sondern solche, die sich bewegen. Er wird verglichen mit Tingueli oder Luginbühl. Jede Bewegung löst etwas oder andere Bewegungsabläufe aus. Langsame Bewegungen, die beruhigen oder, wie Ruedi Müller sagt: «Nicht beschleunigen, sondern entschleunigen.» Er habe sich in den letzten Jahren weiterentwickelt, so seine Selbsteinschätzung. In Radolfzell stellt er auch sehr viele kleinere Objekte aus, die man sich nicht nur in den Garten stellen kann, sondern auch in einem Wohnzimmer Platz finden.

Endzeit-Surreales
Der Dritte im Bunde an der Ausstellung in Radolfzell ist Walter Wetter aus Siegershausen, der sich mit seinen Lichtinstallationen und Lichtobjekten bereits international einen Namen gemacht hat. Die künstlerische Tätigkeit des gebürtigen Kreuzlingers umfasst Arbeiten mit diversen Materialien; Abfälle aus Industrie und Chemie. Plexiglaskörper, Messing und Aluminiumplatten setzt er zu Türmen oder Kegeln zusammen. In diese Objekte eingelassen sind beispielsweise Haarbüschel, Puppenaugen. Gegenstände, die auf Körper- und Körperteile anspielen. In seinen Arbeiten löst Walter Wetter die Gegenstände aus ihrem angestammten Kontext und setzt sie zu Objekten zusammen, deren Schrecken wohl in der Erstarrung liegt, die paradoxerweise durch das Licht, das in ihnen leuchtet und bei manchen Objekten die Farbe ändert, noch unterstrichen wird. Walter Wetter stellt in Radolfzell fünf seiner ungewöhnlichen Lichtobjekte aus.

Die Konstellation von surrealen Bildern, kinetischen Skulpturen und skurriler Beleuchtung sei fast Pflicht, erklären die drei Künstler. Sie würden sich ergänzen und lebten voneinander, wie selten in der Gemeinschaft.
Die Ausstellung ist bis 3. März jeweils samstags und sonntags von 11 bis 16 Uhr geöffnet.

Der Aufwand mit den vielen Zollformalitäten
Der Ausstellungsort der drei Künstler aus dem Bezirk Kreuzlingen ist nicht weit: Mit dem Auto hat man etwa gleich lang wie nach Frauenfeld. Nach Radolfzell gilt es aber eine Landesgrenze zu überwinden, und das gestaltete sich nicht gerade einfach. «Es war eine gute Investition, die Zollformalitäten in professionelle Hände zu legen», sagt dazu Ruedi Müller, der erstmals im Ausland ausstellte. Er hatte mit drei Fahrzeugen 18 Ausstellungsobjekte mit Zubehör nach Radolfzell zu transportieren. «Für einen Ausfuhrschein gilt es einen gewaltigen Papierkrieg zu erledigen, glücklicherweise musste ich nicht auch noch Geld beim Zoll hinterlegen.» Um die ganze Sache nicht zu komplizieren, müssen die drei Künstler sämtliche Ausstellungsobjekte (ob verkauft oder nicht) wieder zurück in die Schweiz transportieren. Die verkauften Objekte werden dann anschliessend mit neuen Zollpapieren wieder nach Deutschland ausgeführt. (het.)